(Manuela Sato-Prinz & Ulrich Zeuner)
Stereotype
Ein Stereotyp ist eine generalisierende Kategorie, Zuschreibung oder Äußerung, die sich zumeist auf eine Gruppe von Menschen bezieht. Den Individuen, die der jeweiligen Gruppe angehören, werden aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit bestimmte Eigenschaften zugeschreiben. Unterscheidet man sie von Vorurteilen, gelten Stereotype als wertfrei, während Vorurteile tendenziell negativ geprägt sind. Ob eine solche Unterscheidung jedoch notwendig ist, wird sehr kontrovers diskutiert.
Stereotype sind Konstruktionen der Wirklichkeit, die der Reduktion von Komplexität dienen (kognitive Funktion) und Identität durch Konstruktion von Alterität stabilisieren (soziale Funktion). Stereotype übernehmen somit für die menschliche Wahrnehmung und das soziale Miteinander wichtige Funktionen. Aus kognitiver Sicht stellen sie Kategorisierungsschemata zur Verfügung, die es Menschen ermöglichen, die Flut an Wahrnehmungen und Informationen in einer komplexen Welt zu ordnen. Psychodynamisch erlauben es Stereotype, Psychohygiene zu betreiben. So können Menschen Aggressionen und sonstige negative Gefühle gegen sich selbst auf andere Personen oder Personengruppen durch Stereotype auslagern. Stereotype sind deshalb in der Regel eine relationale Kategorie und müssen vor dem Hintergrund der äußernden Person oder Gruppe betrachtet werden. Für Gruppen wirken Stereotype zwar nach außen ausgrenzend, jedoch nach innen eingrenzend und stärkend.
Aufgrund dieser essentiellen Funktionen von Stereotypen kann es beim interkulturellen Lernen nicht um die Bekämpfung von Stereotypen gehen, sondern um eine selbstreflektierende Auseinandersetzung mit den eigenen Stereotypen, um besser zu verstehen, wie diese entstanden sind und welche Rolle sie bei der Wahrnehmung und Interpretation der Umwelt spielen. Der erste Schritt dabei besteht darin, sich durch Aussprechen oder Aufschreiben oder auch Aufzeichnen die eigenen Stereotype bewusst zu machen. Mit diesen bewussten Vorstellungen kann man weiterarbeiten, indem man sich zum Beispiel die folgenden Fragen stellt: Wie haben sich diese Vorstellungen herausbildet? Welchen Anteil haben bei ihnen Vorurteile und welchen die Erfahrung? In welchen Situationen haben sie sich bestätigen, beziehungsweise erweitern lassen?
Literatur
- Allport, Gordon W. (1954), The Nature of Prejudice. Cambridge, Mass.: Addison-Wesley Publishing Company.
- Kleinsteuber, Hans, J. (1991), Stereotype, Images und Vorurteile — Die Bilder in den Köpfen der Menschen. In: Günter Trautmann (Hrsg.), Die häßlichen Deutschen? Die Deutschen im Spiegel der westlichen und östlichen Nachbarn. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 60–68.
- Schneider, David J. (2004), The Psychology of Stereotyping. New York: Guilford Press.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 7 Kultur- und Literaturwissenschaften der Multilingua Akademie)
Literatur
- Allport, Gordon W. (1954), The Nature of Prejudice. Cambridge, Mass.: Addison-Wesley Publishing Company.
- Kleinsteuber, Hans, J. (1991), Stereotype, Images und Vorurteile — Die Bilder in den Köpfen der Menschen. In: Günter Trautmann (Hrsg.), Die häßlichen Deutschen? Die Deutschen im Spiegel der westlichen und östlichen Nachbarn. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 60–68.
- Schneider, David J. (2004), The Psychology of Stereotyping. New York: Guilford Press.