(Gesine Lenore Schiewer & Jörg Roche)
Die Rezeptionsästhetik gilt als die theoretische Grundlage für einen vom Rezipienten aus gedachten Zugang zur Literatur, im Gegensatz zu dem vom Autor geschaffenen. Hans Robert Jauß plädierte in seiner Antrittsvorlesung 1967 „Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft“ an der Universität Konstanz, in Übertragung des Begriffs des „Erwartungshorizonts“ (Karl Mannheim) für eine „Literaturgeschichte des Lesers“. Literarische Texte entfalten demnach erst in ihrer Lektüre ihre vollkommene Bedeutung. Als ein Werk gilt nicht der Text des Autors für sich, sondern die Gesamtheit seiner Interpretationen. Die Rezeptionsforschung interessiert sich daher auch besonders für die Rezeptionen, Übernahmen und Anleihen in interkulturellen Kontexten.
Literatur
- Iser, Wolfgang (1970), Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. Konstanz: Universitätsverlag.
- Roche, Jörg & Schiewer, Gesine L. (2017), Identitäten – Dialoge im Deutschunterricht. Schreiben – Lesen – Lernen – Lehren. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag.
- Roche, Jörg/Schiewer, Gesine Lenore (Hrsg.) (2018), Unter konzeptueller Assistenz und mit Originalbeiträgen von José F.A. Oliver und Akos Doma: Emotionen – Dialoge im Deutschunterricht. Schreiben – Lesen – Lernen – Lehren. Tübingen: Gunter Narr Verlag.
- Weinrich, Harald (1971), Literatur für Leser. Essays und Aufsätze zur Literaturwissenschaft. Stuttgart: Kohlhammer (Sprache und Literatur 68).
(Mehr zu diesem Thema im Modul 7 Kultur- und Literaturwissenschaften der Multilingua Akademie)