(Gesine Lenore Schiewer)
Dieser Begriff geht auf die Sprachtheorie Ferdinand de Saussures zurück und kennzeichnet, dass Teile des Wortschatzes einer Sprache nicht vollkommen arbiträr sind, sondern insofern zum Teil motiviert sind, als sie in der Zusammensetzung ihrer Morpheme nachvollziehbar sind, zum Beispiel „drei-zehn“. Für den Autor interkultureller Literatur Ilija Trojanow ist zum Beispiel die Arbeit im Bereich der Wortbildung wichtig und damit die Schaffung neuer Komposita, die im besten Fall nicht nur neue Metaphern sind, sondern darüber hinaus das Potential zur relativen Motivierung im Sinn von Ferdinand de Saussure haben und zugleich wohlklingend sind: „Ich richte mein Ohrenmerk auf mögliche Komposita, ergötze mich an Flammenschrift oder Schwebestil oder Kabelsalat oder Engelszungen. Die beiden letzteren kennen Sie gewiß, denn erfolgreiche Komposita setzen sich durch. Ein jedes hat die faire Chance, in den Kanon des Wörterbuches gewählt zu werden. Gewiß, manche Komposita sind schrullig und uns daher lieb wie die Eigenheiten einer Geliebten, […]. Wir kennen ein ‚derweil’ und ein ‚dieweil’, stolpern allerdings über ‚dasweil’.“ (Trojanow 2008: 81f)
Literatur
- Schiewer, Gesine Lenore (2015), Die Nomadisierung der Moderne (Ilja Trojanow) als sprachpoetisches Programm. Interkulturelle Literaturwissenschaft und Fremdsprachenunterricht am Beispiel von ‚Chamisso-Literatur’. In: IDT 2013, Bd. 1, Hauptvorträge, hg. von Hans Drumbl und Antonie Hornung. Bozen: bu,press, 149–171.
- Trojanow, Ilija (2008), Vorlesung. Voran ins Gondwanaland. In: Feridun Zaimoglu, Ilija Trojanow. Ferne Nähe. Tübinger Poetik-Dozentur 2007, hg. von Dorothee Kimmich & Philipp Ostrowicz. Künzelsau: Swiridoff Verlag, 67–94.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 7 Kultur- und Literaturwissenschaften der Multilingua Akademie)