(Jörg Roche & Ferran Suñer Muñoz)
Prototype Effect
Mentale Konzepte organisieren sich als grundlegende kognitive Entitäten nicht nach Kriterien oder festen Definitionen, sondern sie bilden Kategorien um einen zentralen Vertreter (Prototyp). Der zentrale Vertreter weist in der Regel die maximale Anzahl an Charakteristika auf, die mit den anderen Vertretern der Kategorie geteilt werden können. Die konzeptuelle Organisation nach Prototypen setzt außerdem voraus, dass es kein Charakteristikum gibt, das allen Vertretern der Kategorie gemeinsam sein muss. Zur Veranschaulichung des Prototypeneffekts kann das Konzept Kugel als Beispiel dienen:
Abbildung: Prototypeneffekt am Beispiel Kugel
An den verschiedenen Abbildungen ist zu erkennen, dass a) den prototypischen und besten Vertreter der Kategorie Kugel darstellt. Die anderen Mitglieder der Kategorie Kugel können zwar als solche erkannt werden, aber sie weichen auf irgendeine Weise vom zentralen Vertreter ab: Während d) eine metaphorische Extension von Kugel (Patronenkugel) darstellt, bezieht sich b) auf Kugel in ihrer synonymischen Verwendung zu (Fuß-)Ball und c) auf eine bestimmte Art von Kugel, nämlich Billardkugel. Die Distanz zwischen dem Prototypen und den anderen Vertretern der Kategorie variiert je nach Art der Abweichung.
Literatur
- Evans, Vyvyan & Green, Melanie (2006), Cognitive Linguistics. An Introduction. Mahwah, N.J: L. Erlbaum.
- Geeraerts, Dirk (1989), Prospects and problems of prototype theory. Linguistics 27: 4, 587–612.
- Radden, Günter (2008), The cognitive approach to language. In: Andor, Jósef; Hollósy, Bela; Laczkó, Tibor & Pe-lyvás, Péter (Hrsg.), When Grammar Minds Language and Literature: Festschrift for Prof. Béla Korponay on the Occasion of his 80th Birthday. Debrecen: Institute of English and American Studies, 387–412.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 1 Sprachenlernen und Kognition der Multilingua Akademie)