(Jörg Roche)
Primary Ethnolect
Als Ethnolekt bezeichnet man einen Gruppencode von Sprechern, die sich von der Hauptsprache einer Gesellschaft (bewusst) abgrenzen und damit eine eigene Identität manifestieren wollen. Ethnolekte basieren auf lernersprachlichen Elementen, unterscheiden sich aber von diesen durch übergeneralisierte grammatische Merkmale, spezifische lexikalische Elemente und formelhafte Ausdrücke. Diese Merkmale sind jedoch nicht unbedingt ein Zeichen einer schlecht oder unvollständig erworbenen Zielsprache, da die Sprecher und Sprecherinnen des primären Ethnolekts in formellen Situationen durchaus oft in der Lage sind, die Zielsprache korrekt zu verwenden und den Ethnolekt zu vermeiden. Diese Form ist somit stark situationsabhängig und wird vor allem identitätsstiftend als Selbststilisierung verwendet. Außer dem sprachlichen Code bedarf es weiterer gruppenspezifischer Eigenschaften, um autorisiert in den Kreis der primären Sprecher aufgenommen zu werden. Sekundäre und tertiäre Ethnolekte unterscheiden sich zum Teil deutlich von der primären Quelle (siehe auch Einträge zu Kanaksprak und Kiezdeutsch).
Literatur
- Auer, Peter (2003), ‚Türkenslang‘: Ein jugendsprachlicher Ethnolekt des Deutschen und seine Transformationen. In: Häcki-Buhofer, Annelies (Hrsg.), Spracherwerb und Lebensalter. Tübingen: Francke, 255–264.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 4 Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb der Multilingua Akademie)