(Jörg Roche)
Multilingualism
Der Begriff Mehrsprachigkeit deckt ein großes Begriffsfeld ab: von minimalistischen (Ich kenne ein paar Wörter in einer anderen Sprache) bis hin zu maximalistischen Bestimmungen (Ich bin wie ein Muttersprachler in beiden Sprachen). Nach Grosjean ist jemand, der täglich mehr als eine Sprache verwendet, zwei- oder mehrsprachig.
Mit funktionalen Klassifizierungen können mehrsprachige Kompetenzen in Abhängigkeit vom Lern‑, Arbeits- oder Erwerbsumfeld, von den kommunikativen Zielen und von der gewählten Sprachenfolge (funktionale Mehrsprachigkeit, Klassifikation in Arbeits‑, Begegnungs- und Verkehrssprachen, „Deutsch nach Englisch“) als dynamisches, ökologisches System gefasst werden. Damit kann die unterschiedliche Ausprägung mehr-sprachlicher Kompetenzen vor allem in Abhängigkeit von der kommunikativen Absicht und Reichweite (Zweck, Ziele) und unabhängig vom strukturellen Einfluss der Sprachen dargestellt werden. Die Dominanz einer Sprache (Matrixsprache etwa beim Codewechsel) lässt sich demzufolge funktional begründen, betrifft aber – anders als dies die früheren globalen Klassifizierungen getan haben – unter Umständen nur bestimmte Fertigkeitsbereiche und verändert sich dynamisch. Beim Erwerb mehrsprachiger Kompetenzen wirken motivationaler Faktoren in unterschiedlicher Qualität und Dynamik aufeinander (multidimensionales Modell der Mehrsprachigkeit, Faktorenmodell, ökologisch-biotisches Modell, M‑Faktor).
Literatur
- Grosjean, François (1982), Life with Two Languages. An Introduction to Bilingualism. Cambridge, Mass.: Harvard University Press.
- Roche, Jörg (2013), Mehrsprachigkeitstheorie. Erwerb — Kognition — Transkulturation — Ökologie. Tübingen: Narr.
- Roche, Jörg & Terrasi-Haufe, Elisabetta (Hrsg.) (2018), Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb. Kompendium Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache. Tübingen: Gunter Narr Verlag.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 4 Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb der Multilingua Akademie)