(Jörg Roche & Ferran Suñer Muñoz)
Cognitive Semantics
Die Kognitive Semantik ist ein kognitionswissenschaftlicher Ansatz, der zusammen mit der Konstruktionsgrammatik, conceptual metaphor theory und kognitiven Grammatik das Ziel hat, die kognitiven Prinzipien in der Sprache und Sprachbeschreibung mit hoher Plausibilität und Transparenz abzubilden und mit der allgemeinen menschlichen Kognition zu vereinbaren. Im Zentrum der kognitiven Semantik steht daher die Erschließung des allgemeinen konzeptuellen Systems anhand der Sprache. Alle Bereiche der Sprache werden als symbolhaft und bedeutungsvoll angesehen. Auch grammatische Strukturen besitzen semantische Funktionen. Nach Talmy (2000) bestehen diese darin, die konzeptuelle Struktur der Sprache zu repräsentieren, während die semantische Funktion des Lexikons und lexikalischer Strukturen darin besteht, den konzeptuellen Inhalt darzustellen. Die Grammatik bildet die konzeptuelle Struktur, mit der der konzeptuelle Inhalt – also das Lexikon – organisiert wird.
Nicht nur Wörter wie Kaffeemaschine besitzen eine Bedeutung, sondern auch das Kasussystem und einzelne Morpheme. Während die Bedeutung des Wortes Kaffeemaschine konkret zu bestimmen ist, ist die Bedeutung des Kasussystems jedoch vielschichtiger und weniger greifbar. Der Kasus zeigt an, welche Beziehung das Subjekt eines Satzes zu den anderen Konstituenten hat (zum Beispiel Agens – Patiens).
Literatur
- Talmy, Leonard (1983), How language structures space. In: Pick, Herbert & Acredolo, Linda P. (Eds.), Spatial orientation: Theory, research, and application. New York: Plenum Press, 225–282.
- Talmy, Leonard (2000), Toward a Cognitive Semantics. Vol. 1: Concept Structuring Systems. Cambridge: MIT Press.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 1 Sprachenlernen und Kognition der Multilingua Akademie)