Kogni­ti­ve Linguistik

(Fer­ran Suñer Muñoz & Jörg Roche)

Cogni­ti­ve Linguistics

Die kogni­ti­ve Lin­gu­is­tik beschäf­tigt sich sys­te­ma­tisch damit, wie das Den­ken über men­ta­le Model­le und Bild­sche­ma­ta in der Spra­che abge­bil­det wird und wie die­se sprach­lich abge­bil­de­ten Model­le das wei­te­re Den­ken beein­flus­sen. Sie betont die sym­bo­li­sche Funk­ti­on von Spra­che, deren Tei­le bezie­hungs­wei­se Sym­bo­le als Paa­re, bestehend aus (pho­no­lo­gi­scher) Form und Bedeu­tung, beschrie­ben wer­den. Die kon­zep­tu­el­len Orga­ni­sa­ti­ons­prin­zi­pi­en des sym­bo­li­schen Sys­tems der Spra­che – und vor allem der Gram­ma­tik – erklärt die kogni­ti­ve Lin­gu­is­tik haupt­säch­lich anhand von all­ge­mei­nen Pro­zes­sen und Phä­no­me­nen der mensch­li­chen Kogni­ti­on wie zum Bei­spiel Ana­lo­gie­bil­dung, Kate­go­ri­sie­rung, Kom­po­si­ti­on, Pro­to­ty­pen­ef­fek­te und Ähn­li­ches. Die Sprach­be­schrei­bung erlangt damit eine kogni­ti­ve Plau­si­bi­li­tät. Auch die Ver­än­der­bar­keit des sym­bo­li­schen Sys­tems durch die Spre­cher selbst wird in der kogni­ti­ven Lin­gu­is­tik im Gegen­satz zu den vor­he­ri­gen Ansät­zen stark betont. Ent­schei­dend ist das Sprach­wis­sen des Spre­chers. Damit wen­det sich die kogni­ti­ve Lin­gu­is­tik ent­schie­den von der gene­ra­ti­ven Gram­ma­tik von Chom­sky ab.
Die kogni­ti­ve Lin­gu­is­tik basiert auf den fol­gen­den Annah­men: Spra­che ist Kon­zep­tua­li­sie­rung (the­sis that mea­ning is con­cep­tua­li­sa­ti­on), Spra­che ist und ent­wi­ckelt sich gebrauchs­ba­siert und damit in unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Kon­tex­ten (usa­ge-based the­sis), Bedeu­tung ergibt sich aus der Gesamt­heit des Wis­sens aller kon­zep­tu­el­len Bestän­de (the­sis of ency­clo­pe­dic seman­ti­cs) und kör­per­li­cher Erfah­run­gen (the­sis of embo­di­ed cogni­ti­on) und Form und Bedeu­tung bil­den eine Ein­heit (sym­bo­lic the­sis) (ver­glei­che Evans 2012).

Lite­ra­tur

  • Evans, Vyvyan (2012), Cogni­ti­ve lin­gu­i­stics. Wiley Inter­di­sci­pli­na­ry Reviews: Cogni­ti­ve Sci­ence 3: 2, 129–141.
  • Evans, Vyvyan & Green, Mela­nie (2006), Cogni­ti­ve Lin­gu­i­stics. An Intro­duc­tion. Mah­wah, N.J: L. Erlbaum.
  • Lang­acker, Ronald W. (2008), Cogni­ti­ve Grammar. A Basic Intro­duc­tion. Oxford, New York: Oxford Uni­ver­si­ty Press.

(Jörg Roche & Fer­ran Suñer Muñoz)

(Mehr zu die­sem The­ma im Modul 1 Spra­chen­ler­nen und Kogni­ti­on der Mul­ti­l­in­gua Aka­de­mie)

 

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