(Gesine Lenore Schiewer)
In textsortenbezogenen Unterscheidungen von Wissenschaft und Literatur – das heißt in der Wissenschaftstheorie, der linguistischen Fach- und Wissenschaftssprachforschung, der Literatur- und Translationswissenschaft – wird davon ausgegangen, dass bestimmten Kommunikationsbereichen mit eindeutigen und definitorisch festschreibbaren Terminologien andere Bereiche gegenüber stehen, in denen dies nicht zutrifft. Literatur und literarische Übersetzungen werden zum zweiten Bereich gerechnet. Deswegen spielen literarische Texte im Zusammenhang des Lernziels des Fremdsprachenunterrichts, interkulturelle Kompetenz zu erwerben, eine wichtige Rolle. Die Interkulturelle Philologie legt die Grundlagen für eine präzise Auseinandersetzung mit dem Bedeutungsspektrum aller Ebenen einer Sprache mit ihrem Lexikon und ihren Schlüsselwörtern, Redeweisen, Ausdrucksnuancierungen, Stilebenen, kommunikativen Gattungen etc., worin eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen sprach- und kulturübergreifender Kommunikation besteht: Denn das genaue Verständlichmachen und die „exaktestmögliche“ Abklärung des Gemeinten steht vielfach im Zentrum kommunikativer Bemühungen. Interessante Beispiele finden sich unter anderem in Zusammenhängen von Übersetzung und Dolmetschen, wenn beispielsweise die baskische Organisation ETA je nachdem als ‚Unabhängigkeitsorganisation’ oder als ‚Terrororganisation’ bezeichnet wird.
Literatur
- Schiewer, Gesine Lenore (2011), Von der Literatursprache zu „Bücher(n), die ihren Lesern Tore öffnen“. Perspektiven der interkulturellen Literaturwissenschaft an der Schnittstelle von Translationswissenschaft und Wissenssoziologie. In: Ewert, Michael; Riedner, Renate & Schiedermair, Simone (Hrsg.), Deutsch als Fremdsprache und Literaturwissenschaft. Zugriffe, Themenfelder, Perspektiven. München: iudicium, 60–78.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 7 Kultur- und Literaturwissenschaften der Multilingua Akademie)