(Jörg Roche)
Hermeneutics in Language Pedagogy
Der hermeneutische Fremdsprachenunterricht richtet sich beim Sprachenlernen an der produktiven Normalität der Differenz beziehungsweise des Fremden aus und nutzt diese als Lernimpuls im Fremdsprachenunterricht. Neben der Normalität des Fremden bilden zwei weitere Prinzipien die Grundlagen dieses Ansatzes, nämlich die Grenzen und die Fragehaltung des (Fremd)Verstehens. Mit den Grenzen des Verstehens ist die Neigung gemeint, das jeweils unbekannte Fremde vor allem aus der Perspektive des Eigenen wahrzunehmen. Demnach führt das reine Erlernen einer Fremdsprache und fremdkultureller Elemente nicht automatisch zur Anerkennung des Fremden. Die Fragehaltung beim Fremdverstehen entwickelt sich ihrerseits aus dem Vorwissen des Lerners heraus. Bei der Begegnung mit einer fremden Wirklichkeit entsteht eine Differenz (in der Weltinterpretation und Lebensgestaltung), die Fragen seitens des Lernenden auslöst. Der hermeneutische Fremdsprachenunterricht hat daher nicht die Wiedergabe von bereits erfolgtem Input als Ziel, sondern die Erweiterung der Wahrnehmung des Fremden durch Fragen im Dialog oder Gruppengespräch.
Siehe auch interkulturelle Hermeneutik und Transdifferenz-Ansatz.
Literatur
- Hunfeld, Hans (2004), Fremdheit als Lernimpuls. Skeptische Hermeneutik, Normalität des Fremden, Fremdsprache Literatur. Meran & Klagenfurt: Drava/Alpha beta.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 5 Sprachenlehren der Multilingua Akademie)