(Ruth Albert)
Validity
Validität ist ein zentrales Gütekriterium für (empirische) Untersuchungen. Es beschreibt den Anspruch an Untersuchungsverfahren, auch tatsächlich das zu messen, was sie messen sollen. Tatsächlich kann es ein großes Problem darstellen, für komplexe Fähigkeiten ein valides Untersuchungsverfahren zu entwickeln, zum Beispiel für ‚interkulturelle Kompetenz‘ oder für ‚Hörverständnis“. Beispielsweise sind Tests für das Hörverständnis nicht immer valide. Das bedeutet: Sie messen nicht nur, ob das in der Fremdsprache Gehörte verstanden wurde. Die Getesteten können aufgrund ihres Wissens über das Wahrscheinliche oder ihres Allgemeinwissens einen Teil der Fragen zum Text richtig beantworten, ohne dass sie diese Antworten dem gehörten Text entnommen haben. Auch Sprachstandsfeststellungsverfahren sind oft nicht valide, weil sie kommunikative Kompetenzen zu wenig oder vorwiegend an Hand formaler grammatischer Merkmale zu bestimmen suchen.
Weitere wichtige Gütekriterien sind unter anderem die Objektivität und Reliabilität.
Literatur
- Albert, Ruth & Marx, Nicole (2014), Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung. Anleitung zu quantitativen Studien von der Planungsphase bis zum Forschungsbericht (2. überarbeitete Auflage). Tübingen: Narr.
- Grotjahn, Rüdiger (2008), Tests und Testaufgaben: Merkmale und Gütekriterien. In: Tesch, Bernd; Leupold, Eynar & Köller, Olaf (Hrsg.), Bildungsstandards Französisch: konkret. Sekundarstufe I: Grundlagen, Aufgabenbeispiele und Unterrichtsanregungen. Berlin: Cornelsen, 149–186.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 3 Propädeutikum wissenschaftliches Arbeiten der Multilingua Akademie)
(Sandra Drumm)
Variety
Mit dem Begriff Varietät werden sprachliche Varianten bezeichnet, die zusammen das Gesamtrepertoire einer bestimmten Einzelsprache ergeben. Beispielsweise ist die deutsche Jugendsprache eine Varietät der deutschen Allgemeinsprache. Varietäten sind durch bestimmte innersprachliche und außersprachliche Merkmale voneinander abgegrenzt. Die außersprachlichen Merkmale können sein: geografisch-regional (Dialekte), sozio-demographisch (Gruppensprachen, Jugendsprache), historisch (Sprache der 50er Jahre) usw. Diese sozial oder räumlich definierten Gruppensprachen sind innersprachlich durch eine bestimmte Lexik, Syntax, Lautung, Schrift und Textgestaltung charakterisiert. Varietäten sind Ausdruck der großen, dynamischen Variationsbreite von Sprachen. Auch Lernervarietäten mit fließenden Übergängen zu anderen Varietäten gehören dazu.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 4 Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb und im Modul 8 Berufs‑, Fach- und Wissenschaftssprachen der Multilingua Akademie)
(Ruth Albert & Patricia Boos)
Covert Observation / Open Observation
Eine Beobachtung im Sinne einer akzeptablen empirischen Untersuchung ist zielgerichtet, systematisch und strebt höchstmögliche Objektivität an. Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Beobachtungsverfahren. Bei einer offenen Beobachtung wissen die Beobachteten, dass sie zu wissenschaftlichen Zwecken beobachtet (gegebenenfalls auch auf Tonband aufgenommen oder gefilmt) werden. Bei einer verdeckten Beobachtung wissen sie dies nicht. Das zweite Verfahren wird manchmal gewählt, weil sich Menschen meist anders verhalten als in natürlichen Situationen (Beobachterparadoxon), wenn sie wissentlich beobachtet werden. Problematisch werden, kann dabei jedoch die Einhaltung der Privatsphäre und der rechtlichen Vorgaben (Ethik-Gutachten, Datenschutz). In der Sprachlehr- und –lernforschung ist es deswegen beispielsweise nicht immer ohne Umstände möglich, authentische Sprachdaten zu erheben.
Literatur
- Albert, Ruth & Marx, Nicole (2014), Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung. Anleitung zu quantitativen Studien von der Planungsphase bis zum Forschungsbericht (2. überarbeitete Auflage). Tübingen: Narr.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 3 Propädeutikum wissenschaftliches Arbeiten der Multilingua Akademie)
(Sabine De Knop)
Im konstruktionsgrammatischen Modell Goldbergs (1995, 2006) sind es die Beziehungen, die erweiterte Konstruktionen mit dem Prototyp verknüpfen, der einige Eigenschaften “vererbt” an die weiteren Konstruktionen. Diese Beziehungen können die Polysemie, die Metapher, Teil von oder Instanziierung vom Prototypen sein.
Literatur
- Goldberg, Adele (1995), Constructions. A Construction Grammar Approach to Argument Structure. University of Chicago Press, Chicago.
- Goldberg, Adele (2006), Constructions at Work: The Nature of Generalization in Language. Oxford: Oxford University Press.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 1 Sprachenlernen und Kognition der Multilingua Akademie)
(Isabel Hoffmann)
Bei Virtual Reality (VR) handelt es sich um eine vollkommen computergenerierte Realität. Der Nutzer oder die Nutzerin taucht dabei in eine absolute Virtualität ein und wird dabei von seiner oder ihrer realen Umgebung abgeschottet (Emmett 2011: 46–47; Lohmann 2011: 195; Sherman & Craig 2003: 6). VR bezeichnet somit „[…] eine mittels Computer simulierte Wirklichkeit oder künstliche Welt, in die Personen mithilfe technischer Geräte sowie umfangreicher Software versetzt und interaktiv eingebunden werden“ (Brill 2009: 6).
Literatur
- Brill, Manfred (2009), Virtuelle Realität. Heidelberg: Springer.
- Emmett, Mathew (2011), Body Purge. In: Hemmerling, Marco (Hrsg.), Augmented Reality. Mensch, Raum und Virtualität. München: Wilhelm Fink Verlag, 43–49.
- Lohmann, Petra (2011), Gegebene und konstruierte Räume. In: Hemmerling, Marco (Hrsg.), Augmented Reality. Mensch, Raum und Virtualität. München: Wilhelm Fink Verlag, 195–206.
- Sherman, William & Craig, Alan (2003), Understanding Virtual Reality: Interface, Application, and Design. San Francisco: Morgan Kaufmann Publishers.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 9 Grundlagen der Medienwissenschaft und Mediendidaktik der Multilingua Akademie)
(Isabel Hoffmann)
Simulator Sickness/ Motion Sickness
Unter Motion Sickness oder Simulator Sickness (dt. ‚VR-Krankheit‘) versteht man eine Übelkeit, die bei Nutzerinnen und Nutzern von Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und 360° Medien entstehen kann, wenn die Bewegungen des Körpers nicht exakt mit den visuellen Eindrücken übereinstimmen und Distanzen über-, beziehungsweise unterschätzt werden (vergleiche Dörner et al. 2013: 55–56.; Engelmann 2018: 35; Lappe, Jenkin & Harris 2007: 36). In Bezug auf das Embodied Cognition Forschungsparadigma könnte man auch formulieren: Körper, Umwelt(-reize) und Kognition sind nicht im Einklang, was zu einer kognitiven Überlastung führt, die psychische und physische Folgen haben kann. Bei der Nutzung von AR ist das Risiko deutlich geringer als bei VR und kaum öffentlich diskutiert, da die reale Welt stets als Bezugspunkt erhalten bleibt. Man sollte sich jedoch bei langfristiger Nutzung der möglichen gesundheitlichen Folgen bewusst sein (Sevinc 2018: 57; Zobel et al. 2018: 133–134).
Literatur
- Dörner, Ralf; Broll, Wolfgang; Grimm, Paul & Jung, Bernhard (2013), Virtual and Augmented Reality (VR/AR). Grundlagen und Methoden der Virtuellen und Augmentierten Realität. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.
- Engelmann, Nikolayi (2018), Virtual Reality Gaming. Potential der Technologie für die Welt der digitalen Spiele. Baden-Baden: Tectum.
- Lappe, Markus; Jenkin Michael & Harris, Laurence (2007), Travel distance estimation from visual motion by leaky path integration. Experimental Brain Research 180, 35–48.
- Sevinc, Sinan (2018), Augmented Reality im Journalismus. Inhaltlicher Mehrwert und Potenziale einer innovativen Medientechnologie. Baden-Baden: Nomos.
- Zobel, Benedikt; Werning, Sebastian; Metzger, Dirk & Thomas, Oliver (2018), Augmented und Virtual Reality: Stand der Technik, Nutzenpotenziale und Einsatzgebiete. In: Witt, Claudia de & Gloerfeld, Christina (Hrsg.), Handbuch Mobile Learning. Wiesbaden: Springer, 123–140.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 9 Grundlagen der Medienwissenschaft und Mediendidaktik der Multilingua Akademie)