(Gesine Lenore Schiewer)
Deconstruction
Unter den unterschiedlichen kulturtheoretischen Richtungen gibt es poststrukturalistische Orientierungen. Sie zielen mit dem von Jacques Derrida geprägten Begriff der Dekonstruktion im Bereich der Semantik auf frei fluktuierende Bedeutungen ab. Hier wird die Möglichkeit, sprachliche Semantik überhaupt eindeutig zu fixieren, in Frage gestellt. Es geht stattdessen um variable Bedeutungszuschreibungen; die Probleme dieses Denkens für das Fach Deutsch als Fremdsprache hat zum Beispiel Claus Altmayer beschrieben (vergleiche Altmayer 2004). Bei dieser zweiten Strömung handelt es sich um einen sehr spezifischen Standpunkt: Es handelt sich um eine sich Verbindlichkeiten entziehende, polyseme Auffassung von Bedeutung, bei der die soziale Verbindlichkeit kommunikativen Handelns vernachlässigt wird. Kulturübergreifender Austausch wird somit ausgeklammert, da im Grunde genommen überhaupt jeder feste Bedeutungsbezug in Frage gestellt wird. Dieser auf Differenz angelegte Ansatz legt daher die Inkommensurabilität – oder Unvergleichbarkeit – verschiedener Kulturen nahe.
Literatur
- Altmayer, Claus (2004), Kultur als Hypertext. Zu Theorie und Praxis der Kulturwissenschaft im Fach Deutsch als Fremdsprache. München: iudicium.
- Schiewer, Gesine Lenore (2015), Die Nomadisierung der Moderne (Ilja Trojanow) als sprachpoetisches Programm. Interkulturelle Literaturwissenschaft und Fremdsprachenunterricht am Beispiel von ‚Chamisso-Literatur’. In: IDT 2013, Bd. 1, Hauptvorträge, hg. von Hans Drumbl und Antonie Hornung. Bozen: bu,press, 149–171.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 7 Kultur- und Literaturwissenschaften der Multilingua Akademie)