(Jörg Roche)
Creolisation, Restructuring & Fossilization
Da eine Kreolsprache im Gegensatz zu einer Pidginsprache nicht mehr auf bestimmte Situationen und Funktionsbereiche beschränkt ist, sondern alle möglichen Funktionen einer L1 abdecken soll, muss die Sprache ausgebaut werden. Es kommt zu einer Erweiterung des Vokabulars, zu einer Diversifikation und Regulation der phonetischen und strukturellen Muster, zu einer Elaboration der Ausdrucksweise und zu einer Anreicherung der Sprachfunktionen. Die Kreolisierung beschreibt die Entstehung und Verfestigung einer eigenständigen Sprache und ist daher also mit Fossilisierungsprozessen vergleichbar.
Basilektale Kreolvarietäten haben in karibischen Sprachen stark fossilisiert über viele Jahrhunderte bestanden und müssen genetisch von mesolektalen Varietäten unterschieden werden. Die mesolektalen Varietäten gelten als Produkt von kreativen Adaptationen und Restrukturierungsprozessen in einer intensiven Kontaktsituation von Substrat- und Superstratsprechern und ‑sprecherinnen im 17. und 18. Jahrhundert. Es handelt sich demnach weder um Imitationen von Superstratdialekten noch um dekreolisierte Varietäten von Basilekten. In den basilektalen Varietäten finden dagegen kaum Restrukturierungen der L2 oder des Superstrats statt. Da sich basilektale Varietäten grundsätzlich (genetisch) von anderen Kreolsprachen unterscheiden, findet also keine Restrukturierung zwischen den Stufen statt. Demnach erfolgt auch kein Übergang von basilektalen zu mesolektalen Varietäten.
Literatur
Winford, Donald (2000), “Intermediate“ creoles and degrees of change in creole formation. The case of Bajan. In: Neumann-Holzschuh, Ingrid & Schneider, Edgar W. (Hrsg.), Degrees of restructuring in Creole languages. Amsterdam & Philadelphia: John Benjamins, 215–246.