Lite­ra­tur­di­dak­tik des Dialogs

(Jörg Roche)

Unter der Lite­ra­tur­di­dak­tik des Dia­logs ist zu ver­ste­hen, sich auf das Aben­teu­er Spra­che ein­zu­las­sen. Im Dia­log sind nicht nur Autorin/Autor und Leserin/Leser oder die Figu­ren im Text, son­dern auch die am “Lite­ra­tur­be­trieb” Betei­lig­ten: die Lehr­kräf­te und Lehr­plan­ma­cher, der Ver­lags­ap­pa­rat, die Eltern und Freun­de und die Umge­bung. Es geht dar­um, Wor­te zu fin­den, die­se mit­ein­an­der zu ver­bin­den und Sät­ze zu bil­den, die einen Text erge­ben. Die Einen tun sich damit leich­ter, den ande­ren fällt es schwe­rer, sich aus­zu­drü­cken. Geschwei­ge denn, das zu Papier zu brin­gen, was erzäh­lend oft direk­ter und damit ver­meint­lich leich­ter klin­gen mag. Bei­den Cha­rak­te­ren ist jedoch sicher­lich (bewusst oder unbe­wusst) eine Erkennt­nis gemein­sam, dass sie näm­lich die Not­wen­dig­keit erah­nen oder um sie wis­sen, sich mit­tei­len zu müs­sen. Letz­ten Endes ist dies eine Frei­heit, um Mensch blei­ben zu dür­fen und zu kön­nen. Das macht Spra­che und Sprach­ver­mitt­lung so span­nend und einzigartig.
Wie viel Spra­che bin ich? Wie viel Spra­che tra­ge ich nach außen? Wie viel Sprache(n) meh­re ich in mir, indem ich in einen Dia­log mit ande­ren tre­te? (Roche/Schiewer 2018, 7ff.).
Der Ansatz will Türen in die Wahr­neh­mung von Spra­che und in die Aus­ein­an­der­set­zung um Spra­che in Spra­che öff­nen. Erzäh­lend, dich­tend, klä­rend, nicht erklä­rend. Oft eigen­wil­lig, nie­mals eigen­bröt­le­risch. Oft phan­ta­sie­ge­la­den, nie­mals an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen. Manch­mal direkt benen­nend, bis­wei­len in zärt­lich-poe­ti­scher Annä­he­rung an das, was zu sagen ist. Spra­che schafft dort Spra­che, wo sie ernst genom­men wird. „Selbst in und mit jenen Tex­ten, bei denen es nicht auf den ers­ten Blick ersicht­lich ist, was es zu ent­de­cken gilt. Auch das kann eine Fas­zi­na­ti­on erzeu­gen. Rät­sel­haf­tes im Raum ste­hen zu las­sen, ist der ers­te Schritt hin zur Poe­sie und die­se zu begrei­fen. Indem sie ange­nom­men wird als das, was sie ist. Eine ande­re, indi­vi­du­el­le, äußerst eige­ne und eigen­wil­li­ge Sicht auf die Din­ge, die Ver­hält­nis­se, das Leben.“ (Roche/Schiewer 2018, 7ff.)
Kon­kre­te Schreib­an­läs­se füh­ren zu kon­kre­ten Schreib­ver­su­chen. Tex­te und Text­frag­men­te kön­nen daher dazu füh­ren, eige­ne zu schrei­ben oder schrei­ben zu las­sen. Unter dem the­ma­ti­schen Dach pri­ckeln­der The­men über die Fami­lie oder einen Men­schen, den man ver­lo­ren hat und lieb­te; über einen Gar­ten, der einem Gebor­gen­heit und Zuflucht schenkt(e); oder über eine Rei­se, in der Men­schen auf einen reagie­ren, weil das und jenes geschieht.

Lite­ra­tur

  • Roche, Jörg/Schiewer, Gesi­ne Len­ore (Hrsg.) (2017), Iden­ti­tä­ten — Dia­lo­ge im Deutsch­un­ter­richt. Schrei­ben  – Lesen – Ler­nen – Leh­ren. Unter kon­zep­tu­el­ler Assis­tenz und mit Ori­gi­nal­bei­trä­gen von José F. A. Oli­ver, Zehra Cirak, Akos Doma und Micha­el Sta­va­ric. Tübin­gen: Narr.
  • Roche, Jörg/Schiewer, Gesi­ne Len­ore (Hrsg.) (2018), Emo­tio­nen – Dia­lo­ge im Deutsch­un­ter­richt. Schrei­ben – Lesen – Ler­nen – Leh­ren. Unter kon­zep­tu­el­ler Assis­tenz und mit Ori­gi­nal­bei­trä­gen von José F.A. Oli­ver und Akos Doma. Tübin­gen: Narr.

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