Basis und Profil

(Fer­ran Suñer Muñoz & Jörg Roche)

Base and Profile

Die Dif­fe­renzierung von Basis und Pro­fil geht auf Lang­acker (2008) zurück (bei Fill­mo­re (1985) auch con­cept und frame genannt). Die kon­zep­tu­el­le Basis stellt die kogni­ti­ve Domä­ne dar, inner­halb derer die Pro­fi­le eine bestimm­te Bedeu­tung erlan­gen. Zum Bei­spiel kann Stuhl­bein  nur auf der kon­zep­tu­el­len Basis des Kon­zepts Stuhl als sol­ches ver­stan­den wer­den. In die­sem Fall bil­det das Stuhl­bein ein kon­kre­tes Pro­fil der kon­zep­tu­el­len Basis Stuhl.

Die fol­gen­den Gra­phi­ken zei­gen am Bei­spiel der Hand­lung kau­fen, wie die kon­zep­tu­el­le Basis (eine Art Grund­vor­stel­lung einer Sze­ne) je nach Pro­fi­lie­rung ent­we­der als ver­ba­le Rela­ti­on mit zwei Argu­men­ten oder als Sub­stan­tiv kon­stru­iert wer­den kann:

Verb (b) und Sub­stan­tiv © als unter­schied­li­che Pro­fi­lie­run­gen der­sel­ben kon­zep­tu­el­len Basis (in Anleh­nung an Lang­acker 2007: 436)

Bei kau­fen stellt man sich immer einen zu kau­fen­den Gegen­stand, einen Käu­fer und viel­leicht auch einen Ver­käu­fer vor. Bei Käu­fer hin­ge­gen nur das Agens im Kauf­ge­sche­hen. Ver­ben stel­len nicht mate­ri­el­le Rela­tio­nen dar, die Inter­ak­tio­nen zwi­schen Din­gen (Ener­gie­trans­fer, Bewe­gung, Kraft­aus­übung, Zustands­ver­än­de­rung etc.) beschrei­ben. Ver­ben haben als Rela­tio­nen eine eige­ne zeit­li­che Plat­zie­rung und wer­den in Abhän­gig­keit mit den Din­gen kon­zep­tua­li­siert. Ande­re Wort­ka­te­go­rien wie die Adver­bi­en, Prä­po­si­tio­nen, Adjek­ti­ve, Infi­ni­ti­ve, Par­ti­zi­pi­en etc. beschrei­ben eben­falls Rela­tio­nen, die aller­dings atem­po­ra­len Cha­rak­ter besit­zen. Das fol­gen­de Dia­gramm zeigt, wie sich die ver­schie­de­nen Wort­ka­te­go­rien in Bezug auf die Unter­schei­dung Ding und Rela­ti­on sowie tem­po­ral und atem­po­ral klas­si­fi­zie­ren lassen:

Klas­si­fi­zie­rung der Wort­ka­te­go­rien nach Evans & Green (2006: 571)

Die ver­schie­de­nen Pro­fi­lie­rungs­mög­lich­kei­ten einer Spra­che bil­den kein belie­bi­ges Inven­tar von Sprach­mit­teln, son­dern wer­den von Spre­chern gezielt genutzt, um bestimm­te Effek­te bei der Fokus­sie­rung der Auf­merk­sam­keit zu errei­chen: nomi­nal kodier­te Infor­ma­tio­nen wer­den als kogni­tiv sali­en­ter wahr­ge­nom­men als ver­bal kodier­te Infor­ma­tio­nen. Auch durch die Wahl von Wör­tern offe­ner Klas­sen (Nomen, Ver­ben) wird eine höhe­re kogni­ti­ve Sali­enz gegen­über Items geschlos­se­ner Klas­sen wie Tem­pus- oder Genus­mar­kie­run­gen erreicht.

Lite­ra­tur

  • Evans, Vyvyan & Mela­nie Green (2006), Cogni­ti­ve Lin­gu­i­stics. An Intro­duc­tion. Mah­wah, N.J.: L. Erlbaum.
  • Fill­mo­re, Charles J. (1985), Frames and the seman­ti­cs of under­stan­ding. Qua­der­ni di Seman­ti­ca 6, 222–254.
  • Lang­acker, Ronald W. (2007), Cogni­ti­ve grammar. In: Geer­aerts, Dirk & Cuy­ckens, Her­bert (Eds.),The Oxford Hand­book of Cogni­ti­ve Lin­gu­i­stics. Oxford, New York: Oxford Uni­ver­si­ty Press, 421 – 462.
  • Lang­acker, Ronald W. (2008), Cogni­ti­ve Grammar. A Basic Intro­duc­tion. Oxford/New York: Oxford Uni­ver­si­ty Press.

(Mehr zu die­sem The­ma im Modul 1 Spra­chen­ler­nen und Kogni­ti­on der Mul­ti­l­in­gua Aka­de­mie)

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