(Gesine Lenore Schiewer)
Eine einflussreiche Strömung der Kommunikationstheorie wurde 1949 geprägt durch das bekannte informationstechnische Kommunikationsmodell von Shannon und Weaver mit den zentralen Komponenten Sender, Empfänger, Übertragungskanal, Signal, Störung. In vielen Adaptionen des Modells an menschliche Kommunikation wurde aber allein die konventionelle und denotative Bedeutung der natürlichen Sprache berücksichtigt. So kam es zur dominanten Akzentuierung der Gemeinsamkeiten der Lebenswelt. Damit einhergehend ist charakteristisch, dass die Bedeutungsvielfalt im Zeichen reduziert wurde. Der kommunizierende Mensch wird mit anderen Worten als jemand gesehen, der sich konventioneller Ausdrucksformen bedient und sich ihnen zugleich unterordnet. In einem noch weitergehenden Schritt rückt Jürgen Habermas die Diskursrationalität mit dem so genannten besseren Argument, auf das sich alle Partner und Partnerinnen auch gegen ihre individuellen Interessen einigen können, ins Zentrum seiner Theorie des kommunikativen Handelns. Es geht um die Einhaltung von Regeln, die dann auch im Fremdsprachenunterricht im Vordergrund stehen. Es lässt sich sagen, dass in diesem Modell das kommunikative Handeln in seiner subjektiven Sinnhaftigkeit vernachlässigt wird. Kulturelle und konnotative Merkmale werden nicht erfasst. Dieses Manko wird insbesondere in der interkulturellen Wortschatzarbeit problematisch, da Differenzen von Semantiken gerade in sprachübergreifenden Zusammenhängen zu Verständnis- und Verständigungsschwierigkeiten führen können.
Literatur
- Schiewer, Gesine Lenore (2015), Die Nomadisierung der Moderne (Ilja Trojanow) als sprachpoetisches Programm. Interkulturelle Literaturwissenschaft und Fremdsprachenunterricht am Beispiel von ‚Chamisso-Literatur’. In: IDT 2013, Bd. 1, Hauptvorträge, hg. von Hans Drumbl und Antonie Hornung. Bozen: bu,press, 149–171.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 7 Kultur- und Literaturwissenschaften der Multilingua Akademie)