(Agnes Einhorn)
Reference Standard
Bewertung bedeutet immer auch Vergleichen. Die Ergebnisse im Bewertungsprozess werden nämlich immer mit einer bestimmten Norm verglichen. Es existieren dabei drei unterschiedliche Normen (Rheinberg 2001): (1) die sachbezogene oder kriteriums-/kriterienorientierte Norm (Ergebnisse werden mit den Anforderungen oder Curricula verglichen), (2) die soziale Norm oder normorientierte Bewertung (Ergebnisse werden mit den Leistungen der Mitschülerinnen und Mitschüler verglichen) und (3) die individuelle Norm (die Leistungen werden mit den früheren eigenen Leistungen der Schülerinnen und Schüler verglichen). Alle drei Bezugsnormen haben Vorteile, alle drei können also mit Recht verwendet werden, man kann aber gewisse Kritikpunkte nicht verschweigen (Rheinberg 2001, Schott & Ghanbari 2012). Die kriteriumsorientierte Bewertung scheint gerecht und objektiv zu sein, es ist aber nicht immer einfach, Lernprodukte oder Testergebnisse mit abstrakten Lernzielkatalogen oder Standards zu vergleichen. Beim Vergleich mit den Mitlernern (Normorientierung) wird die individuelle Leistung nicht gewürdigt. Die individuelle Bezugsnorm hat eine fördernde und motivierende Funktion, sie kann aber auch falsche Botschaften vermitteln, weil dadurch auch prinzipiell schwache Leistungen gewürdigt werden können, wenn eine Tendenz zur Verbesserung festzustellen ist.
Literatur
- Rheinberg, Falko (2001), Leistungsbeurteilung im Schulalltag: Wozu vergleicht man was womit? In: Weinert, Franz E. (Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen. Weinheim: Belz, 59–71.
- Schott, Franz & Ghanbari, Shahram Azizi (Hrsg.) (2012), Bildungsstandards, Kompetenzdiagnostik und kompetenzorientierter Unterricht zur Qualitätssicherung des Bildungswesens. Eine problemorientierte Einführung in die theoretischen Grundlagen. Münster: Waxmann.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 6 Unterrichtsmanagement der Multilingua Akademie)