(Jörg Roche)
Basic Variety
Die Basisvarietät bezeichnet die Grundstufe der erwachsenen Lernersprache im „ungesteuerten“ Spracherwerb. Sie umfasst ein intuitives Inventar pragmatischer Prinzipien und gilt als eine Kompetenzstufe, die nahezu jeder Lerner im ungesteuerten Zweit- oder Fremdspracherwerb erreicht. Dabei verbleiben viele Lerner auf dieser stark von situativen Faktoren beeinflussten Kompetenzstufe und bauen ihre Kenntnisse lediglich im lexikalischen Bereich aus (Fossilisierung, Stabilisierung). Der Wortschatz der Basisvarietät ist durch unflektierte Autosemantika gekennzeichnet und beinhaltet nur wenige Funktionswörter. Wortbildung findet daher auch vor allem im Bereich der Komposition statt. Derivationen sind hingegen seltener. Die syntaktische Struktur ist selten hypotaktisch, sondern in den meisten Fällen asyndetisch gegliedert. Das Lexikon der Basisvarietät besteht größtenteils aus Elementen der Zielsprache, mit einzelnen Entlehnungen aus der Erstsprache.
Die wichtigsten Strukturierungsprinzipien sind die folgenden:
- Bekannte und gegebene Information steht vor neuer Information.
- Thematisierende Elemente stehen vor fokussierenden Elementen.
- Bedeutungsmäßig zusammengehörige Elemente stehen möglichst nahe beieinander.
- Orientierende Elemente wie Orts- oder Zeitangaben stehen am Anfang einer
Äußerung. - In einer Reihung von Nomen hat das erste Element den größten Einfluss (Kontrollprinzip, Subjektfunktion).
- Ereignisse werden nach ihrer tatsächlichen (chronologischen) Reihenfolge berichtet.
- Die Betonung bestimmt, ob es sich um eine Aussage, eine Frage oder eine Anweisung handelt.
- Die Betonung markiert auch die fokussierten Elemente.
- Funktionale Elemente wie kein, viel, alle werden einheitlich vor (oder einheitlich hinter) die von ihnen bestimmten Elemente gestellt, zum Beispiel viel arbeit (Quantifizierung), nix verstehn (Negation).
Literatur
- Klein, Wolfgang & Perdue, Clive (1997), The basic variety (or: Couldn’t natural languages be much simpler?). Second Language Research 13: 4, 301–347.
(Mehr zu diesem Thema im Modul 4 Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb der Multilingua Akademie)